Yoda lässt grüßen

Oder „Wenn brüne Brachen Brallen haben“…

Brüner Brache...
Brüner Brache…

Habe ich schon mal erwähnt, dass ich in der Erziehung meiner Kinder Fehler mache? In diesem Fall handelt es sich um Trotzki, den Zweijährigen (fast drei!). Er lernt gerade das Sprechen, er redet gern und viel und das ist auch schön so, aber meistens versteht man ihn nicht. Warum ist das so? Sein älterer Bruder hat viel früher mit dem Sprechen und dem grammatikalisch richtigen Reden begonnen. Woran liegt das, dass Trotzki im Vergleich zu anderen Kindern noch nicht so gut redet? Habe ich mich nicht ausreichend mit Trotzki abgegeben? Nicht genug vorgelesen? Nicht ordentlich genug gesprochen? Offenbar hab ich den Job als „perfekte Rabenmutter“ mal wieder großartig hinbekommen…

Eigentlich hört es sich ja ganz putzig an, wenn er in Yoda-Grammatik versucht sich auszudrücken. Aber wenn dann auch noch Wörter dazu kommen, die er nicht richtig ausspricht, dann fängt es an, schwierig zu werden. Zum Beispiel sagt er „rieren“ statt „reparieren“. Oder „Rodad“ statt „Motorrad“. Beim „Feuerwehrmann“ ist es noch einfach, der wird zum „Feuermann“, der „Pirat“ aber wird zum „Rat“ und die „Schlange“ wird zur „Lange“. Und aus „trägt“ wird „brägt“, aus „groß“ „broß“.

Da kann manchmal – langsam aber sicher – der Geduldsfaden reißen, wenn man nicht drauf kommt, was er will und noch dazu das kleine Trotzki-Kind beharrlich darauf besteht, verstanden werden zu wollen und das dann in Trotz-Attacken endet… Ein paar Beispiele: Trotzki sagt also zu mir „raten bielen“. Mittlerweile weiß ich, er will „Piraten spielen!“. Bei „brachen brallen“ muss man allerdings schon etwas kreativ sein, um drauf zu kommen, dass der „Drache Krallen“ hat. „Jogurt haben will“ ist sehr einfach! „Ich andere!“ – ich weiß bis heute nicht, trotz einiger Nachfragen, welche „anderen“ Sachen er haben, geschweige denn, was er damit machen wollte… Einen haben ich noch: „Nippel ich will sneiden“ – keine Angst, er will nur Schnipsel schneiden…

Vielleicht liegt es einfach daran, dass Kinder unterschiedlich in der Sprachentwicklung sind. Also nicht stressen lassen. Tu einfach nix, das wächst sich von alleine raus, hört man von allen Seiten. Aber was ist, wenn es sich im Nachhinein doch nicht herauswächst? Dann sagen alle, warum hast Du denn nix unternommen? Eben! Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr! Also, doch was unternehmen!

Was bist Du? Ein Brache?
Was bist Du? Ein Brache?

Mein Mann meint, man gehe das am besten frontal an, um das „richtige Reden“ beizubringen. Und so entstand folgende Situation. Wir sitzen am Tisch und Trotzki sagt „brehen“. Er meint wohl, dass jemand den Verschluss vom Saft auf“drehen“ soll…
Der Papa: „D drehen“
Trotzki: „Brehen“
Papa: „D! D! D! Drrrrehen!“
Trotzki: „D! Brehen“
Papa: „Nein, mit D! Drrrrehen!“ (versucht mal ein D am Anfang des Wortes zu betonen, das ist gar nicht so einfach…)
Trotzki: „Brehen!“ (lacht)
Papa: „D D D D Drehen!!!
Trotzki kringelt sich vor lachen… Pädagogisch total wertvoll.

Ich glaube, das hätte ewig so weitergehen können. Den gleichen Dialog gibt es auch mit „brün“ und „g g g grün“ mit Mama. Auch sehr empfehlenswert!

Wie fördere ich mein Kind in der Sprachentwicklung?

Wie aber geht es richtig, wenn man den Eindruck hat, sein Kind sei in der Sprachentwicklung noch nicht weit genug. Bzw. wie fördert man es, damit es besser sprechen lernt? Als „perfekte Rabenmutter“ schlage ich also nach in einem Ratgeber (um es dann zwar zu wissen, wie es richtig geht, es aber dann gleich wieder zu vergessen und keinesfalls richtig anzuwenden…):

Hier also steht es: „Untersuchungen über die Beziehungen zwischen dem Erziehungsstil der Eltern und der Sprachentwicklung der Kinder zeigen die folgenden Resultate (Cadzen, Nelson): Eltern können die Sprachentwicklung ihrer Kinder fördern, indem sie die kindliche Ausdrucksweise zwar inhaltlich, nicht aber in der Form korrigieren. Ist eine Aussage des Kindes nicht richtig, können die Eltern den Sachverhalt klarstellen und den Satz gegebenenfalls in seiner korrekten Form noch einmal bejahend wiederholen. Für das Kind ist es nicht hilfreich, wenn die Eltern seine Aussprache und seinen Satzbau korrigieren, es zum Wiederholen der richtigen Form anhalten oder gar versuchen, es auf seine Fehler aufmerksam zu machen. (…) Es fördert seine Sprachentwicklung also nicht, wenn wir das Kind zum Nachsprechen animieren.“ (Anmerkung von perfekter Rabenmutter: Oha!…) „(…) Ein direktiver Erziehungsstil hat dagegen eher negative Auswirkungen auf die Sprachentwicklung des Kindes, denn Sprache ist immer auch eigener Ausdruck und Aussage davon, was das Kind erlebt. (…)“ (Quelle: „Babyjahre“ von Remo Largo)

Okay, alles klar Leute! Das mit dem betonten „D D D…“ Und „g g g“ war also ausgemachter Schwachsinn! Im Grunde bedeutet das doch, wir müssen einfach abwarten. Sonst machen wir nur noch alles schlimmer. Außer wir wollen, dass sich Trotzki mal wieder halb tot lacht über seinen Papa…

Ein paar Wochen später. Trotzki ist mittlerweile drei Jahre alt und wir sind zu Besuch bei Oma.
Trotzki: (aus dem Nichts heraus) „Mama, bitte ich möchte jetzt gerne einen Jogurt essen.“ …???…
War das gerade MEIN Kind? Mein kleiner Trotzki, der da gerade gesprochen hat? In vollkommen richtigem Deutsch?

Ich also zu ihm: „Und? Welche Farbe hat der Frosch?“ Trotzki antwortet „Ähm… der Brosch… der ist brün!“ Na, Gott sei Dank!!! Es ist doch mein Kind! 🙂

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